Captain Hero (9 Posts bisher) | | Weihnachten in der Unterschicht
Da Geschenke mit dem vom Staat verordneten Budget nur sehr klein oder noch kleiner ausfallen, soll hier nur der lukullische Aspekt des Weihnachtsfestes angesprochen werden.
Seit der Befreiung vom Nationalsozialismus als uncool, oder spätestens seit Hartz IV nicht mehr bezahlbar, ist die Weihnachtsgans das letzte was zum Fest der Liebe seinen Weg auf die Tafel/Tapezierplatte findet.
Wer hardcore-haushalten muss, lässt das auch seine Liebsten spüren und setzt ihnen Köstlichkeiten vor, die so exotisch sind, dass er wohl besser erst nach dem Essen sagt was da verspeist wurde.
Das exotisch nicht immer teuer und aufwändig sein muss, soll folgendes Rezept zeigen:
Bisamratte
Wie oft haben wir uns gefreut, wenn wir beim Nachtangeln (natürlich ohne Angelkarte) eine Bisamratte sahen und dieses vermeintlich ekelhafte Getier dann zum Glück weiterschwamm.
Heute würden wir natürlich solch Leckerbissen nicht an uns vorbeiziehen lassen, sondern mit einem geziehlten Wurf ihm den Drillingshaken in den Pelz treiben und an Land ziehen, wo schon der Jutesack wartet. Denn ganz wichtig für die spätere Zubereitung: Die Bisamratte muss lebend gefangen werden!
Zuhauss angekommern kann der Braten in spe dann vorbereitet werden. Das einzige was wir dazu benötigen ist eine Badewanne voll hochprozentigem Rum und bissfeste Filetierhandschuhe, die uns vor den Hauern des Bisams schützen.
Ist alles so weit vorbereitet, kann das leckere Tier nun dem Sack geholt und mit sicherem Griff am Genick gepackt in die Wanne voll Rum getaucht werden. Der Vorgang des Einlegens, ein sanfte Form des Ertränkens (das Tier dämmert betrunken wie ein Römer ins Delirium) ist sehr wichtig für den Geschmack und macht das Fleisch schön zart.
Sobald der Ratte das Leben aus dem Leib gefahren ist, brauchen wir den Einlegeprozess nicht mehr überwachen.
Nachdem die Ratte 48 Stunden den Rum in sich aufgenommen hat, können wir uns der Beilage widmen.
Nichts korespondiert besser mit dem strengen Geschmack der Ratte als gute alte bodenständige Pellkartoffeln.
Sind die fertig, kann auch schon aufgetafelt werden.
Um den Gästen ein wahres Fest der Sinne zu bereiten findet der Garungsprozess direkt auf dem Tisch statt. Kräftig vom Rum durchzogen genügen schon wenige Funken und der Braten, den wir unseren Gästen als Karninchen verkaufen, steht lichterloh in Flammen.
Drei vier Tetrapak guten Wein dazu, Guten Appetit.
Quelle: www.Tralabamba.de |